Tagesordnung des Hansetags 1518

.

Wappen der Hansestädte bei einem Hansetag, Inszenierung im Rahmen des Planspiels "Hansetag 1518" am Europäischen Hansemuseum, Foto: Europäisches Hansemuseum © Olaf Malzahn.

Die Transkription lautet:

Unßen vruntliken groth myt vormoge alles guden tovornn Erßame wyße hernn beßundernn guden frunde, Dewile
wy to hanthavinnge des guden kuntors to Brugge, vnde sustes gemenen, besten to gedye dem jungest vorlate na vnßer van Lubeck
vnde Hamborch secretarios erst an de Erßamen Juwe vnde vnße frunde van Dantzick, dar na Collen vnde Brunßwick
vorfertiget, de ock des benompten kuntors vnde anderer gelegenheit berichten laten vnde van denßuluen tor antwort erholden
dat ße to wedder vorhevinge des vilbenompten cuntors nicht allene behorliken den allen mogeliken vnde vnuordraten vlyt willen
vorwenden vnde to hantstreckinge dessulften sick nener moye kost vnlust vnde arbeydes vorfelen laten Ock angestelledenn
vnde bestenneden dach vngetwyuelt bynuen vnßer Stadt dorch ore radesßendebaden tolestende lofliken togesecht vnde gelaueth
dergeliken na vormoge bygelegener vnde orer dordendele henße Steder Radesßendebaden darßuluest to erschynende beforderen
laten
Übersetzung:

Unseren freundlichen Gruß mit allem guten Vermögen zuvor. Ehrsame, weise Herren, besondere, gute Freunde.

Weil wir zur Unterstützung des guten Kontors zu Brügge und auch sonst zum Gedeihen des allgemeinen Besten das jüngste Einladungsschreiben der Sekretäre von Lübeck und Hamburg zunächst an Eure und unsere ehrsamen Freunde in Danzig, danach nach Köln und Braunschweig weitergereicht haben, um sie ihrerseits über das besagte Kontor und andere Angelegenheiten zu berichten lassen, haben wir nun Antwort erhalten, dass sie zur erneuten Stärkung des besagten Kontors nicht nur beharrlich allen möglichen und ungebremsten Fleiß aufbringen, sondern es auch an keiner Mühen, Kosten, Ärgernissen und Arbeit gebrechen lassen wollen sowie den anberaumten und bestimmten [Hanse-]Tag in unserer Stadt durch ihre Ratsendeboten zu beschicken zugesagt und gelobt haben, und gleicherweise von den umliegenden und in ihrem Drittel gelegenen Hansestädte zu fordern, je nach ihren Möglichkeiten, dort Ratsendeboten erscheinen zu lassen, ...

Inhalt:

Das Einladungsschreiben beginnt mit einer förmlichen Begrüßung der Adressaten. Darauf folgt direkt der dringlichste Beratungspunkt: Das Brügger Kontor. Um vorab herauszufinden, ob die Prinzipalstädte zur Teilnahme am Hansetag bereit sind, hatte Lübeck den drei Städten Danzig, Köln und Braunschweig schon im Voraus ein Schreiben zukommen lassen.

Die Antworten der drei Quartiershauptstädte fanden in das Einladungsschreiben Einzug. Alle drei maßen der Unterstützung des Brügger Kontors hohe Priorität bei und beabsichtigten, Zeit und finanzielle Mittel zu investieren.

Wie auch im Stalhof in London hatten die hansischen Kaufleute am Brügger Kontor in den vorigen Jahren viel geklagt. Die Händler beschwerten sich, dass Köln den zu leistenden Beitrag seit Jahren nicht zahle, und Braunschweig die Stapelordnung umginge. Um das Hansekontor in Brügge weiterhin aufrecht zu erhalten, so Lübeck, müsse man nicht nur die Liste der Stapelgüter überarbeiten, sondern auch neue Regelungen für die Marktzeiten finden sowie die Handelsroute über die Swin wieder stärken.

Doch aufgrund des Aufschwungs der Stadt Antwerpen verlor Brügge zunehmend an Bedeutung. Die Schiffbarkeit der Swin war, gerade für Schiffe mit mehr Tiefgang, nicht jederzeit gewährleistet. Nordwesteuropäischer Handel konzentrierte sich zunehmend auf Antwerpen, einige Güter erreichten den Brügger Markt nur selten.

Noch hielten die Hansestädte dennoch an ihrem Kontor fest. Aber dies sollte sich bald ändern: 1546 verlegten die Städte ihre Handelsniederlassung nach Antwerpen.